Mechthild Simonis (gestorben am 27. 02 2021) hat mit Christel Utters zusammen die Wirkstatt gegründet und alle Entstehungs- und Wachstumsprozesse gemäß ihren Grundanliegen mitgestaltet: Wachsein – Wachsen – Wirken – unser ganzes Menschsein ist gefragt.
Aktuelle Situation von uns Menschen
Menschen unserer Zeit erleben vielfältige Krisen: innen und außen, privat und öffentlich, als einzelne und in zwischenmenschlichen Bezügen, im alltäglichen Umfeld und in globalen Zusammenhängen.
Schneller gesellschaftlicher Wandel, Grenzerfahrungen bzgl. Wachstum, Erfolg und Konsum, zunehmende soziale Ungleichheit führen zu grundlegender Verunsicherung.
Erfahrungen von Ungeborgenheit, Sinnlosigkeit und Einsamkeit gehören zu den Grundleiden der Menschen in unserem Kulturkreis.
Herausforderungen
Die oben beschriebene Situation macht uns mit allen Sinnen wach für die Frage, was das Leben von uns erwartet. Wenn wir menschenwürdig überleben wollen, brauchen wir Mut zur Bewusstseinswandlung und Wesenszentrierung, sinnstiftendes und achtsames Miteinander, Orientierungspunkte für wert-volles Unterscheiden und Handeln.
Im Angesicht dieser Herausforderungen fragen wir nach unseren Ressourcen, suchen wir Wege, anders zu leben und geben der Sehnsucht nach spiritueller Lebensvertiefung Zeit und Raum.
Grundvoraussetzungen
Im Menschenbild gehen wir aus von der Ehrfurcht vor allem Lebendigen, dem Ja zum Leben, das auch in leid- und krisenhaften Situationen gewagt werden will.
Dabei nehmen wir die dreifache Grundbegabung des Menschen zur Autonomie, Interdependenz und Transzendenz an, und anerkennen die Würde, Freiheit und Verantwortlichkeit eines jeden Einzelnen. In Störungen und Verletzungen können wir die unfertige Begabung erkennen.
Werteorientierung und das Wahrnehmen der Lebensaufgaben im Innen und Außen wird gestärkt durch spürende Bewusstheit, in die Denken und Fühlen, Empfinden und Intuition einbezogen sind.
Kooperation statt Rivalität, Entfaltung des schöpferischen Potentials eines jeden statt Destruktion sind gefragt, wo es um Mitverantwortung für das Ganze geht. Im Miteinander muss dazu sowohl Konsens- als auch Konfliktfähigkeit gelernt werden.
Spiritualität bedeutet für uns: zentriert und geistes-gegenwärtig da sein im Hier und Jetzt. Leben erfahren als ständigen Wandlungsprozess, erkennen wie alles mit allem verbunden ist, achtsamer Umgang mit mir selbst, dem Nächsten und der Schöpfung insgesamt, Freude an einem einfachen Dasein sind Aspekte, die uns die Spur zur Lebensvertiefung und Lebensfülle weisen.
Ausgehend von unseren christlichen Wurzeln suchen wir immer wieder neu in aller Offenheit gelebte Spiritualität im Alltag wirksam werden zu lassen.
Auf diesem Hintergrund steht für uns Wirkstatt als Lebensvision und als konkreter Ort der Begegnung, in dem wir drei Ebenen zu verbinden suchen: lebendiges Lernen im pädagogisch- psychologisch-therapeutischen Feld, gelebte Spiritualität und Lebenspraxis im alltäglichen Miteinander.
Dementsprechend ruht unser Angebot auf drei Säulen:
Seminare, Gruppen, Gespräche ( themen- und aufgabenorientierte Arbeit, Therapie in Gruppen, Lebensberatung und ganzheitliche Persönlichkeitsbildung)
Meditation und spirituelle Wegbegleitung ( in Gruppen und einzeln)
Mitleben in der Hausgemeinschaft (als Kurz- oder Langzeitgast)
Lebendiges Lernen
In unserer Arbeit orientieren wir uns methodisch am Modell der tiefenpsychologisch fundierten Themenzentrierten Interaktion (TZI , wie sie von Ruth Cohn initiiert wurde und von ihrer Schülerin Ruth Seubert zur tf TZI® erweitert wurde) Lebendiges Lernen im Sinne der TZI bedeutet systemisch denken und aufmerken auf die Gleichgewichtigkeit der vier Faktoren: die einzelne Person mit ihrer Bewusstheit von Autonomie und Interdependenz ; das Potential des Wir, wie es sich in der Interaktion entfaltet; das über Ich und Wir hinausweisende Dritte ( Thema, Aufgabe, Anliegen, Ziel…); der Globe ( äußere Bedingungen, Einflüsse aus dem nahen und weiten Umfeld…letztlich: Eingebundensein in das große Ganze)
Den Einzelnen mit seiner lebensgeschichtlichen Prägung in seiner Tiefendimension wahr- und ernst zu nehmen und in seiner Personwerdung zu unterstützen, ist dabei zentrales Anliegen.
In der Praxis verbinden sich Wissen und Kompetenz mit der reflektierten persönlichen Lebenserfahrung und dienen so einem lebendigen Lern-, Arbeits- und Wachstumsprozess, in dem alle auf dem Weg sind.
Eine weitere wesentliche Grundlage unserer Arbeit ist die Transpersonale Prozessarbeit. Anliegen der prozessorientierten Arbeit ist es, die ganzheitliche Entwicklung und Potenzialentfaltung unseres Menschseins zu fördern, die Integration von Schattenaspekten zu unterstützen und die Öffnung für tiefere wesentliche Aspekte des SEINS zu ermöglichen. Dabei beziehen wir uns auf spirituelle Grundhaltungen wie Präsenz, Annahme, Offenheit und vertrauensvolle Hingabe an das Leben, Wahrheitsliebe und Bewusstheit, Verbundensein und Mitgefühl.
Gelebte Spiritualität
Grundlage unserer spirituellen Praxis ist der Weg in die Stille.
Übungen der Achtsamkeit, die Meditation im offenen Gewahrsein und auch die Kontemplation (als mystischer Erfahrungsweg der christlichen Tradition) laden dazu ein, mit wacher, liebevoller Aufmerksamkeit g a n z da zu sein, sich zu öffnen für die Gegenwart.
Die Praxis der Stille meint: Schweigendes sich Versenken in den Seelengrund, wache Aufmerksamkeit in der Gegenwart, ganze Hinwendung zum SEIN, Erfahrung von Einheit und Verbundenheit.
Der Weg der Stille wendet sich nach innen, ist realitätsbezogen, umfasst alle Dimensionen des Menschseins und ist immer auch Klärungs- und Wandlungsprozess, der sich in verschiedenen Ebenen des Personseins vollzieht.
Die in der Stille auftauchenden seelischen Prozesse können in ihrer Entfaltung durch die Praxis des Inneren Erforschens unterstützt werden. Inneres Erforschen ist eine wirkungsvolle Möglichkeit, der Seelenbewegung im Hier und Jetzt zu folgen und mit ihrer lebendigen schöpferischen Kraft in Kontakt zu kommen.
Lebendige Stille wird auf vielfältige Weise erfahrbar und schließt die lebendige Begegnung mit dem Du ein.
Die Wegerfahrung mit Gleichgesinnten, das Verstehen des eigenen religiiösen Wurzelgrundes ist notwendig um Offenheit im Dialog mit anders Verwurzelten zu leben.
Es ist wunderbar, wenn wir spüren dürfen, wie das Leben, das „Sein“ einfach durch uns hindurch fließt und diese schlichte Hingabe uns erfüllt, mit Liebe, Licht, Frieden, Mitgefühl mit allen Wesen, so als sei das Tor zum Leben weit geöffnet. Und das erfüllt mit Dankbarkeit. Wir danken dass ES geschieht!“
Mechthild Simonis
Lebenspraxis im Alltag
Die Lebensgemeinschaft in Dockweiler hat sich aus der ursprünglichen Kernfamilie hinaus entwickelt zu einer famiiliären Hausgemeinschaft, in der Menschen verbindlich Platz haben dürfen und die Gäste für einen begrenzten Zeitraum zum Mitleben aufnimmt.
Damit wird die Vorstellung von der Wirkstatt als schützendes Dach und als Ort mit offenen Toren, als Keimzelle lebendigen Daseins mitten in der Gemeinde auf neue Weise belebt.
Frau Christel Utters leitet die Hausgemeinschaft, die sich als Teil eines Netzwerkes von Menschen weiß, in dem gegenseitiges sich Unterstützen und Inspirieren möglich ist.
Die Hausgemeinschaft pflegt einen einfachen und ökologisch verantwortbaren Lebensstil .Im Umgang mit sich selbst, im Umgang miteinander und in der Bewältigung der alltäglichen Lebensaufgaben wird achtsames Leben eingeübt. Zeiten der Stille und Raum für spirituelle Vertiefung haben ebenso Gewicht wie aufrichtige Begegnung und lebendiges Miteinander.
Mitleben in der Hausgemeinschaft
- als Kurz- oder Langzeitgast ist ein Angebot für suchende Menschen, die
- innehalten und neue Kraft schöpfen möchten,
- ihren Lebensplan überdenken und neu ausrichten wollen,
- ihre Ressourcen entdecken möchten, die sich nach Gemeinschaft sehnen,
- in seelischer Not oder sozialer Krise einen geschützten Erfahrungsraum wünschen,
- nach Möglichkeiten gelebter Spiritualität im Alltag suchen.
Die Gäste können die Verbundenheit mit der Natur als eine Quelle der Kraft erleben, in der Hausgemeinschaft und der Dorfgemeinde lebendiges Miteinander erfahren und im gemeinsamen Arbeiten die Aufmerksamkeit im Alltäglichen und den Sinn für wechselseitige Verantwortlichkeit entfalten, die Freude am einfachen und bewussten Leben wieder entdecken und in spiritueller Praxis das Leben vertiefen.
Zum Aufenthalt gehören:
- gemeinsame Meditationszeiten
- eine tägliche Arbeitszeit
- gemeinsame Mahlzeiten
- persönliche Begleitung im Einzelgespräch
Ansonsten wird der Aufenthalt entsprechend den individuellen Erfordernissen strukturiert.